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Rezensionen / Kommentare

Winnetou II


Eintrag von Michael Ledwinka (vom 6.1.2016) (weitere Einträge von Michael Ledwinka)

Karlheinz Gabor liest den diesmal nicht immer leichten Text mit großem Verständnis, hervorragender Sprache und klangvoller Stimme. "Winnetou II" gehört nicht zu den besten Büchern Mays, vor fünfzig Jahren sind mir die zahlreichen Absonderlichkeiten und Widersprüche allerdings noch nicht aufgefallen. Umso spannender war es, die vorliegende Lesung mit den Bearbeitungen zu vergleichen. Zwei in ihrer Qualität sehr unterschiedliche frühe Geschichten hat May hier zu einem Band zusammengekleistert und sich wenig um eine adäquate Überarbeitung gekümmert. Im "Scout" ist der Ich-Erzähler ein Greenhorn, das durch Old Death zum Westmann heranreift. Winnetou spielt eigentlich eine Nebenrolle. Und auch der spätere Old Shatterhand tut sich schwer, sein Licht unter den Scheffel zu stellen bzw. gelingt es May nicht, logisch zu begründen, warum der Old Shatterhand aus "Winnetou I" plötzlich als eher patscherter Privatdetektiv arbeitet. In der vorliegenden leider stark gekürzten Lesung fehlt vor allem das Ku-Klux-Klan-Kapitel. Die aus 1875 stammende Geschichte "Old Firehand" strotzt von Grausamkeiten und Brutalitäten, die von May für den Winnetouband nicht entschärft wurden und auch in der bearbeiteten grünen Ausgabe stehen blieben. Winnetou ist weit davon entfernt, der "edelste Sohn der hinsterbenden Nation" zu sein. Seine Rachedurst ist unstillbar, seine Gegner skalpiert er hemmungslos. Das tut auch das "Kleeblatt". Der im "Old Firehand" noch namenlose Ich-Erzähler steht nun als Old Shatterhand dem blutigen Treiben zwar ablehnend gegenüber, hält aber in den Schlachten Tomahawk schwingend tüchtig mit und tritt für die Indianer nur gelegentlich wohlwollend ein. Die Liebesgeschichte mit Ellen aus "Old Firehand" wird nur schwach überarbeitet, sodass die Beziehung zu (Ellen=)Harry sehr wohl Gerüchte über Mays latente Homosexualität nähren kann. Ich werde diese blutrünstige Geschichte wohl nie mehr lesen. "Winnetou II" als Hörbuch kann ich zumindest für den ersten Teil sehr empfehlen. Noch schöner wäre es, Karlheinz Gabor würde in seiner bewährten Art den "Scout" ungekürzt lesen, das wäre wunderbar.


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