Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Das Buschgespenst


Eintrag von RĂ¼diger (vom 5.12.2009) (weitere Einträge von RĂ¼diger)

"Von - Karl May". "Der hat auch so etwas geschrieben, nicht nur Indianer- oder Orientgeschichten", vermittelt sich hier, so wie Sodann das vorträgt, weich und freundlich den Namen ausschwingen lassend (auch wenn es inhaltlich so nicht ganz zutrifft, da es sich um die bearbeitete Textfassung handelt).

Die Idee mit dem dezent im Hintergrund singenden Kind finde ich sehr gut, vor allem, da unter anderem auch Folgendes herüberkommt: man kann Verse ohne Sinn und Verstand herunterleiern, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was man da eigentlich vorträgt, so ist das halt meistens, und so ist das auch bei dem Kind und soll wohl auch so sein, aber man kann sich auch dessen bewußt sein, was da gesagt wird, und das gelingt dem Vortragenden vortrefflich. Dazu später.

Die "Samstagmittag vor Fastnacht" - Stimmung vermittelt sich angemessenerweise nicht als nett, romantisch, gefällig oder so etwas in der Art, sondern müde, ruhig, nüchtern. Ruhebedürftige, erschöpfte Bergleute kommen von der Arbeit, das hören wir schon in diesem ersten Satz, bevor von ihnen direkt die Rede ist.

"Das Kohlenbergwerk Gottes Segen", bei Karl May wird an dieser Stelle der Name zwar gar nicht genannt, aber interessanterweise vermittelt Sodann durch die Art und Weise, wie er diese bearbeitete Stelle liest, m.E. genau das, was Karl May mit dieser Namensgebung herüberbringen will: zum einen schwingt da etwas Makabres mit, daß die Stätte der Ausbeutung ausgerechnet "Gottes Segen" heißt, zum anderen vermittelt sich aber durchaus auch etwas 'Positives' ... Mays gebrochene (mehrschichtige) Wahrnehmung der Welt, durch einen Sprecher über einen bearbeiteten Satz vermittelt ... Nicht übel.

"Andere fuhren an ihrer Stelle ein". Auch an der Stelle merkt man, daß der Sprecher sozusagen ein wenig tiefer in den Text hineinguckt. Das Leben ist Rhythmus ...

Sprechen heißt interpretieren. Wir hören bei den "gläubigen Leuten": Skepsis, Distanz, eine Spur Ironie.

Kein Kanaan, Nein. Schön wie er das sagt, ganz unpathetisch, mit der Leichtigkeit des Hinnehmens (trauriger Umstände).

Sehr schön wird es bei der letzten Zeile der Verse, und erfreulicherweise arbeitet Sodann mit Mitteln wie Aufbrechen der Form, Zäsuren, unterschiedlichen "Farben" usw. Und dann hören vielleicht auch die zu, die sonst "mit Gedichten nichts anfangen können". "Der ihm traut"; "und ihn ehret" - egal ob er persönlich das auch tut, er weiß, wovon er da spricht, und darum geht es beim Vortragen. Und dann hören die Leute auch zu und merken, daß es sie betrifft, was da gesagt wird, und nicht einfach irgendein schwülstiges Zeug erzählt wird.

(Diese Besprechung bezieht sich auf die zweiminütige Hörprobe von der Internetseite des Karl May Verlages. - Eine Besprechung der ca. 15 Stunden Gesamtlänge dürfte zu umfangreich werden ...)


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