Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Satan und Ischariot III
  Produktion: Petra Wulff - Regie: Marco Kröger


Eintrag von SirRichard (vom 28.7.2005) (weitere Einträge von SirRichard)

Nunmehr habe ich das Hörspiel Satan und Ischariot III (nachfolgend mit SuI 3 abgekürzt) zweimal vollständig gehört und möchte meine ersten ganz persönlichen Eindrücke kundtun:

Grundsätzlich gefällt es mir besser als Teil 2, nicht aber besser als Teil 1.

Dies liegt maßgeblich darin begründet, das mir unverändert Joshy Peters als Old Shatterhand fehlt. Konrad Halver als Winnetou weckte bei mir soooo viele schöne Kindheitserinnerungen bei seinem Comeback in Teil 1, das mir Ben Bremer (leider) als Winnetou nicht genügt.

Weiterhin ist mir aus den Produktionen WEIHNACHT und SuI 1 die Musik von Andreas Schumann unverzichtbar geworden. Die Musik in SuI 3 ist zwar nicht unpassend, drängt sich aber auch nicht auf. Stimmungen und Gefühle werden für meinen Geschmack zu wenig begleitet. Die Szenen zu untermalen und zu verknüpfen gelang mit den Schumann-Kompositionen einfach besser. Schön ist jedoch die von indianischen Rythmen getragene Schlussmelodie, wenn Wulf Mey über die Gemeinheit der Welt philosophiert...davon hätte ich mir irgendwie mehr gewünscht.

Das Textbuch: ich habe es bei passender Gelegenheit Meike Anders auch schon einmal gesagt: für meinen Geschmack zu viel Erzählerpassagen. Ein Beispiel:

Winnetou und Old Shatterhand treffen auf Häuptling Schneller Pfeil. Dieser darf im Dialog die Blutsbrüder begrüßen und seiner Freude Ausdruck geben. Doch schon übernimmt der Ich-Erzähler:
" Er (der Häuptling) erzählte us, das die Mogolon beim Stehlen von Nijora-Pferden mehrere seiner Krieger getötet hätten. Deswegen war er auf Kundschaft um deren Pläne zu erfahren." Warum lässt man das den Häuptling nicht selber erzählen!? Die alten Hörspiele von Joseph Offenbach kamen ganz ohne Sprecher aus...und trotzdem verstand jeder die Zusammenhänge. Ich weiss einen guten Erzähler durchaus zu schätzen aber ich finde es schade, wenn dies so deutlich zu Lasten der Action und der Dialoge geht. Muss der ICH-Erzähler unbedingt erzählen, wie eng er die Hände an den Körper anlegt um sich dann im freien Fall durch die Bodenöffnung zu stürzen. "Winnetou! Achtung! Ich springe jetzt hinab!" - so könnte man es doch lösen!?

[b]Die Sprecher:[/b] Beginnen wir mit den Helden, allen voran Old Shatterhand.
Also ich weiss nicht was da passiert ist - die klingen viel lockerer und befreiter! Insbesondere der von mir sehr geschätzte Wulf Mey bringt den Old Shatterhand jetzt eigentlich so wie ich ihn bereits in Teil 2 erwartet hatte (Sorry, er wird sich nie an Heinz Trixner und Joshy Peters für meine Ohren vorbeiarbeiten können). Gerade als Erzähler klingt er nicht mehr so steif und hölzern, sondern lässt Emotion mitschwingen, Ironie und Sarkasmus dringen deutlich hervor. Thanks, Wulf Mey, da macht mir das Zuhören wieder Spaß!

Ben Bremer - gleiches Phänomen. Lässt seine Stimme längst nicht in den brummigen Tiefen gefüllt mit Pathos schwingen. Klingt natürlicher - und damit auch besser. Aber auch hier gilt: ein Halver, ein Armbruster, ein Hilgers, ein Birkholz...die bringen/brachten mir persönlich irgendwie mehr in die Rolle ein.

Jürgen Mai: Der war von Anfang an im zweiten Teil bereits ein Gewinn! Und als Emery Bothwell brilliert er auch im dritten Teil! Von ihm wünsche ich mir noch weitere Auftritte in Karl May Hörspielen! Egal ob als Schurke oder Held!

Frank Wieczorek: Sein Einsatz als Krüger Bei im zweiten Teil war sehr unglücklich. Stimmlich mochte der informierte Leser sich den Krüger Bei bestimmt anders, vor allem älter, vorgestellt haben. Als Scout Will Dunker aber darf er wieder ganz er selber sein. Mir gefällt die Passage mit ihm sehr gut. Zum Schmunzeln, wenn er mit dem Wort ADVOKAT ringt, spannend, wenn er wie weiland Old Wabble mit Old Shatterhand unter Schilfinseln verborgen den Fluss durchschwimmt.

[b]Nun die Schurken[/b]: Die Meltons...was für eine Familie...

Peer Augustinski - leider hat er nach seinen gescheiterten Vorhaben rund um Almaden Alto nicht mehr viel zu tun...darf aber sehr effektvoll sterben, nachdem ihm sein Bruder Marco Buttler Melton hinterrücks gemeuchelt hat. Peer Augustinski hat mich eine der herausragendsten Stimmen in ganz Deutschland. Und so kurz sein Auftritte in SuI 3 auch sein mögen...sie sind grossartig.

Marco Kröger - also ganz egal was für einen Eindruck unsere Forendiskussion hinterlassen haben mag - ich bin ein Fan dieses Darstellers und Sprechers! Mir gefiel die Idee in Teil 2 schon gut, den Erzählerpart mal unter Gut und Böse aufzuteilen. Wenn Thomas Melton zu Beginn des dritten Teils seine Erinnerungen (und damit den Inhalt von Teil 1 und 2) rekapituliert, dann merkt man, das dieser Melton ganz heftig zwischen Genie und Wahnsinn hin und her geistert. Great! Ein Hörspielschurke zum Hassen -keine Gnade für die Meltons!

Tilman Madaus - das jüngste Mitglied der Melton-Familie. Steht in der Familien - und Sprecherhierarchie etwas hinten an. Setzt aber die widerwärtigen Aktivitäten seiner Familie konsequent fort. Seine Hasstirade nach dem Selbstmord des Vaters ist sehr gelungen und stellt wohl den persönlichen Höhepunkt in seiner Rolle dar. Hat Herr Madaus schon mehr im Hörspielsektor gemacht!? Irgendwie kommt mir seine Stimme so bekannt vor....hatte aber noch keine Zeit für weitere Recherchen.

Michelle Connah- darf ihr Rolle als Judith sehr viel ausführlicher gestalten als ihre Vorgängerinnen...oder wirkt das nur so!? Klingt zwar nicht wie die 17 jährige aus der Buchvorlage (aber die Bühnen-Judith entspricht dem ja auch nicht), spielt aber überzeugend die Schlampe, die um ihren eigenen Vorteil bedacht so ziemlich jede Schandtat begeht. Ergänzt die Familie Melton hervorragend!

[b]Die übrigen Rollen:[/b]

Die Geschwister Vogel (Wilden, Nina/Möller, Kai Hendrik), sie Sängerin, er Geigenvirtuose. Zufällig trifft Old Shatterhand auf beide während seines Aufenthalts in Albuquerque (wer kanns fehlerfei aussprechen!?) und beschliesst ein Konzert der beiden zu besuchen. Abgesehen davon, das ich doch meine, das er dieses ohne Winnetou besucht, weiss ich auch nicht, ob in der Buchvorlage ebenfalls das altbekannte Lied "Es stand ein Soldat am Wolgastrand" gesungen wurde. Ob der Song tatsächlich die mexikanisch/texikanischen Besucher im Saloon zu den Begeisterungsstürmen hingerissen hätte!? Aber sie singt es! Ehrlich! Und das für meinen Geschmack vieeel zu ausgedehnt. Nina Wilden spricht ihre Rolle mit Gefühl und Leidenschaft (baggert sie im Buch den Old Shatterhand eigentlich auch so offensichtlich an?). Kai Hendrik Möller...na ja...so furchtbar viel beizutragen hat er nicht...als tolpatschiger Begleiter ist es eher seine Aufgabe, sich gefangen nehmen und austricksen zu lassen. Aber er klingt glaubwürdig dabei.

Anderson Farah – spricht wieder einen Häuptling...vergeht dabei fast in Glücksgefühlen, endlich
Winnetou und Old Shatterhand begegnen zu dürfen. Wie auch auf der Bühne, so fällt auch ihr seine stark akzentuierte Sprache auf...und damit klingt er eben mehr nach Mexikaner denn als Indianer (wie wir ihn uns vielleicht vorstellen). Doch obacht! Die meisten Indianer im amerikanischen Südwesten sprachen eher spanisch als englisch...somit ist der „Slang“ ja eigentlich gar nicht verkehrt. SO hätte vermutlich ein Krieger der südlichen Stämme geklungen, WENN er deutsch hätte sprechen müssen!

Fazit: Ein inhaltlich mit Blick auf die wie ich finde deutlich besseren Sprecherleistungen versöhnlicher Abschluss der Hörspieltrilogie. Ich bereue die Investition auf gar keinen Fall.


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